- Bericht zur Demo vom Samstag auf Indymedia
- Dokumentation des Redebeitrags der aAD
- Sichtweise der Polizei
Das Vertrauen in die Polizei ist ja bekannterweise im Allgemeinen sehr hoch. In Zeiten, wo der Journalismus immer weiter dazu verkommt, die "Informationen" von PR-Agenturen und Lobbiisten zu kolportieren, lohnt es im Falle von Demonstrationen eigentlich zunächst immer, den Polizeipressebericht zu lesen, und dann zu schauen, wieviel Mühe sich die Journalisten jeweils bei dem Umschreiben gemacht haben und wie hoch der Anteil der Eigenrecherche (noch) ist. Da hätten wir zum einen die
Ruhrnachrichten
Liebe Ruhrnachrichten, es gab keine "21 Festnahmen", sondern lediglich Platzverweise und das Ablichten von 21 Personen seitens der Polizei. Die Nazis sind auch nicht zufällig zu Beginn der Demonstration am HBF angekommen, wie der Polizeibericht nahezulegen scheint. Zur Erinnerung: die Dortmunder Neonazis betreiben seit Anfang des Jahres eine Outingseite, auf der pünktlich jeden Montag eine Person mit Foto und ein paar vermeintlichen "Insiderinformationen" eröffentlich wird. Zudem gab es in der üblichen verdrehten und zynischen Manier auf der Seite des sog. "nationalen Widerstands Dortmund" einen Kommentar zu dem Angriff auf Timo B. zu lesen, in dem auch die Demonstration thematisiert wird.
Genau dies ist die Grundlage, warum es dazu kam, dass einige beherzte Demonstrant/innen versuch haben zu verhindern, dass Dortmunder Neonazis die Demonstrationsteilnehmer/innen ablichten. Von alleine wären die Nazis bestimmt nicht nach Dorstfeld zurückgefahren. In diesem Fall auf die Unterstützung der Polizei zu hoffen, wäre wohl unter den Dortmunder Verhältnissen naiv. Zudem geschah das im Einklang mit der Demonstrationsleitung:
"Auch dieses mal werden wir wieder keine Bildaufnahmen zulassen. Nur ausgewiesene oder uns bekannte JournalistInnen bekommen eine Pressebinde und können fotografieren" [link]
Da Ihnen ja wenig Zeit zum Schreiben der Artikel bleibt, muss die einseitige Quellenlage eben durch Prosa übertüncht werden: klingt ja auch irgendwie dramatisch: "kippte der Vorsatz." und "21 Angreifer festgenommen".
"Der Westen" geht da in der Berichterstattung wesentlich nüchterner an die Sache heran. Soweit, so gut – wären da nicht die Kommentare unter den Artikeln. Für uns stellt sich die Sache so dar: im Wesentlichen nutzen Neonazis die Online-Plattform von "Der Westen", um ihre Meinung unters Volk zu bringen und haben dort die Lufthoheit, weil viele andere Kommentierende sich an dem Nazischwachsinn abarbeiten müssen, anstatt eine sachbezogene Diskussion führen zu können. Leider sind die Moderator/innen von "Der Westen" scheinbar nicht geschult im Erkennen von Neonazijargon und deren Argumentation: Es wimmelt nur von Begriffen wie "Weltznetzseiten", "linken Chaoten", "Gutmenschen" – mit samt der üblichen Neonazisdiskurse. Dies geschieht zudem Recht offen: eine Person mit dem Nicknamen "Dr_nat_Fake" findet sich auch in einem Kommentar (im gleichen Duktus) auf den Seiten des "nationalen Widerstand Dortmund".
Wir möchten die Gelegenheit nutzen und "Dem Westen" nahe legen, sich einer Unternehmsberatung zuzuwenden und ein bischen Geld auszugeben, um die Qualität des Forums zu steigern. Dazu gehört auch, dass die Moderator/innen erkennen können, wer Nazi ist und wer nicht. In der Form ist das wirklich unerträglich und schadet zudem dem Ansehen ihres Internetauftitts.
Die Nazis
Auf den Seiten des "nationalen Widerstands Dortmund" befinden sich zur Zeit fünf Fotos von vermeintlichen Angreifern. In diesem Zusammenhang sei noch mal daran erinnert, dass es in bestimmten Situationen erlaubt ist, sich zu vermummen: Wir finden, dass der Versuch Neonazis am fotografieren zu hindern auf der selben Linie liegt.
Die Polizei
Wir bedauern, dass das demonstrative Kesseln von Demonstrationsteilnehmer/innen auf dem Sammlungsplatz durch die Polizei wohl einige Leute am Mitdemonstrieren gehindert hat. Es ist schon ein Schritt, sich öffentlich zu seiner Meinung zu bekennen. Gleich den zweiten Schritt zu gehen und sich daran nicht von der Staatsgewalt hindern zu lassen, ist für viele vielleicht etwas viel. Wir hoffen, dass ihr euch dadurch nicht dauerhaft abschrecken lasst gegen Neofaschismus Flagge zu zeigen und das nächste mal wiederkommt.