Redebeitrag der autonome Antifaschisten Dortmund (aAD) auf der Zwischenkundgebung am 23.05.2009

Hallo Leute...
Zunächst mal ist es schön zu sehen, dass Ihr heute alle gekommen seid!
Mit diesem Satz habe ich schon so manche Rede eingeleitet...
Heute will er mir kaum über die Lippen gehen...
Denn wir alle sind heute hier, weil es in Dortmund mal wieder soweit
gekommen ist, dass ein Mensch von Neonazis angegriffen worden ist... Ein
Angriff, der sich in eine Kette unzähliger Angriffe einreiht, die hier
in Dortmund in immer kürzeren Abständen stattfinden... Doch dieser
Angriff sticht durch seine Tragweite erheblich hervor... Denn in diesem
Fall trug das Opfer nicht „nur“ Blessuren davon, die mit der Zeit
verheilen... Timur (so heißt der Mensch der aktuell auf der
Intensivstation noch immer um sein Leben kämpft) wird; sofern er
überhaupt überlebt; wohl aufgrund seiner schweren Kopfverletzungen
bleibende Hirnschäden davon tragen.
Wir alle sind über diese Tat und die mit ihr verbundenen unglaublichen
Geringschätzung des Lebens eines Menschen zu tiefst schockiert...
Wirklich überraschend kommt dieser Mordversuch allerdings nicht! Wir
leben in einer Stadt, die seit Jahren ein immer weiter zunehmendes
Naziproblem hat. Selbst staatliche Stellen, die grundsätzlich darum
bemüht sind, die Gefahr die von Nazis nunmal ausgeht zu relativieren,
müssen eingestehen, dass in Dortmund die größte und mit Abstand aktivste
Neonaziszene von ganz NRW beheimatet ist...
Was hat man von Leuten zu erwarten, die den NS und die Shoa
glorifizieren, die den Mord an Schmuddel durch ihren sog. Kameraden Sven
Kahlin als Triumph abfeiern, die bereits unzählige Male völlig arg- und
wehrlose Menschen attackiert haben, die Gewalt gegen Andersdenkende als
festen Bestandteil ihres politischen Repertoires begreifen, die aktuell
im Internet ganz offen prophezeien nach ihrer Machtübernahme wieder
Konzentrationslager einzurichten...
Faschismus und Mord gehen Hand in Hand und lassen sich nicht voneinander
trennen... Wenn Faschisten so große Spielräume gewährt werden, wie dies
hier in Dortmund geschieht, ist es nicht verwunderlich, dass sie stetig
selbstbewusster und in ihren Aktionen extremer und militanter werden...
Die unzähligen, geplanten und straff durchorganisierten Anschläge auf
zivile Einrichtungen und friedliche Demonstrationen seitens der
organisierten Faschisten aus dem Großraum Dortmund sind hinreichend
dokumentiert... Hirsch-Q, Taranta-Babu, Zone 10, HippiH-Haus,
Casablanca, Wahlbüros der Grünen bzw. der Linkspartei, Wohnhäuser von
Aktivisten des BDgR... All diese Objekte und deren Besucher bzw.
Bewohner waren und sind Angriffsziel des NW-Dortmund. Immer wieder haben
die Dortmunder Faschisten hier (und bei leibe nicht nur hier) ihr
erhebliches Gewaltpotenzial unter Beweis gestellt und in den meisten
Fällen waren sie bei ihren Attacken erheblich (teilweise sogar mit
scharfen Schusswaffen) bewaffnet... Sachverhalte, die es den
Strafverfolgungsbehörden ohne Probleme ermöglichen würden nach dem
berüchtigten §129a (Bildung einer terroristischen Vereinigung) gegen den
NW-Dortmund und all seine Mitglieder zu ermitteln... Dies geschieht aber
nicht... Statt dessen haben Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte
nichts besseres zu tun, als die Anschläge konsequent zu verschweigen, zu
relativieren und zu entpolitisieren... Die Opfer werden von staatlicher
Seite weder unterstützt noch geschützt, sondern im Gegenteil sie werden
völlig allein gelassen und ihnen wird darüber hinaus (wie beispielsweise
Im Fall der Hirsch-Q, durch Amtsrichter Esken geschehen) eine Teilschuld
für die Anschläge unterstellt...
Natürlich sind wir nicht so naiv in den sog. Rechtsstaat zu vertrauen,
aber die Art & Weise mit der die offiziellen Stellen dieser Stadt eine
konsequente Strafverfolgung gegen den NW-Dortmund unterbinden und
verschleppen ist mehr als frappierend und nahezu schon als
Mittäterschaft zu werten...
Timurs Fall ist hier mehr als typisch... So kann die Dortmunder
Staatsanwaltschaft, vetreten durch Karola Jakobs, keinerlei
Anhaltspunkte für eine politische Straftat erkennen und mensch darf wohl
froh sein, dass ihm nicht auch noch eine Teilschuld für die Attacke
unterstellt wird...
Der NW-Dortmund, der sich durch die Berichterstattung des WDR und unsere
heutige Demo zu einer Stellungnahme genötigt fühlt, versucht genau das
zu inszenieren... In seiner Stellungnahme wird von (Zitat) “eventuellem
Fehlverhalten des Türken” (Zitat Ende) gesprochen...
Eine Piätätlosigkeit sonder gleichen, die bei Nazis zwar nicht
verwunderlich ist, die in anderen Fällen der Vergangenheit aber eben
auch von den bürgerlichen Medien und der Justiz ausgegangen ist... Es
scheint Konzept in dieser Stadt zu sein die gezielten Überfälle rechter
Schlägertrupps zu einem wechselseitigen rechts-links Konflikt zu
verklären, um damit zum einen zu verschleiern von wem hier wirklich die
Gewalt ausgeht, und zum anderen den Eindruck zu erwecken, dass die
Gesamtgesellschaft sich kaum betroffen bzw. bedroht fühlen muss.
Erst der Angriff der Nazis auf die 1. Mai Demonstration des DGB und
damit auf eine etablierte Veranstaltung, hat in dieser Stadt zu einem
wirklichen Aufschrei der Medien und der Öffentlichkeit geführt, in
dessen Verlauf sich dann auch die Stadtprominenz zu einer eindeutigen
Stellungnahme genötigt sah... Die voran gegangenen Attacken, die diesem
Überfall in Entschlossenheit und Militanz in nichts nach standen waren
dazu anscheinend nicht in der Lage... Dort traf es ja auch lediglich
alternative Jugendliche und Teile der linken Infrastruktur dieser Stadt,
und eben keine Gerwerkschaftsfunktionäre, die durch ihre traditionelle
Nähe zur SPD Einfluß auf das politische Geschehen nehmen können. Diese
Heuchelei der Stadtprominenz gilt es hier erneut zu betonen... Das
Naziproblem besteht in Dortmund nicht erst seit dem 01.05.2009..!
Darüber hinaus stellen die Ereignisse dieses Tages auch keine neue
Qualität rechter Gewalt in Dortmund da... Sie sind als das zu benennen,
was sie nunmal sind, nämlich ein weiterer Versuch des NW-Dortmund durch
gezielte Gewalt Einfluß auf das öffentliche Geschehen dieser Stadt (die
sie als die “ihre” bezeichnen) zu nehmen.
Uns muss es jetzt darum gehen, unabhängig vom bürgerlichen Mainstream
endlich effektiv gegen den NW-Dortmund und seine Untriebe vorzugehen...
Es gilt dem NW weder die Straße noch die Aktionshoheit in dieser Stadt
zu überlassen... Dortmund gehört ALLEN und nicht diesem Haufen von
gewalttätigen pseudo-autonomen Nazis... Dies gilt es durch vielfältigste
Aktionen und auch nicht erst im September zu verdeutlichen...
Unsere Legitimation dafür beziehen wir aus unserer Liebe zum Leben und
unserem Bedürfnis es gegen all seine Verächter jeglicher Couleur zu
verteidigen...! In der Vergangenheit wurde dieses Bedürfnis in der
Kernaussage des Schwur von Buchenwald in deutliche Worte gefasst:
„Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den
Richtern der Völker steht. Die Vernichtung des Nazismus mit seinen
Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und
der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden
und ihren Angehörigen schuldig“
Schließen möchte ich mit besten Genesungswünschen an Timur und ich hoffe
aus ganzem Herzen, dass wir die Gelegenheit haben werden uns in einiger
Zeit im Westpark persönlich kennen zu lernen...


Halte durch! Wir sind in unser aller Bewusstsein und Herzen BEI DIR!!!
NIEMAND WIRD VERGESSEN!!!


SPAMNIX.no.fascism@yahoo.de   http://www.myspace.com/autonome_antifa


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